Apfeltag

Aktuell – Apfeltag auf der Streuobstwiese Ratzeburg findet 2024 nicht statt: In den Medien wurde bereits über die dürftige Apfelernte in diesem Jahr berichtet. Von den ungünstigen Witterungsbedingungen ist natürlich auch die Streuobstwiese in Einhaus bei Ratzeburg betroffen. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat sich deshalb dazu entschlossen, den traditionellen Apfeltag in diesem Jahr nicht stattfinden zu lassen. „Die Pflege alter Ostsorten ist der Stiftung Herzogtum Lauenburg ein besonderes Anliegen. Somit hoffen wir gemeinsam mit allen Interessierten auf eine bessere Ernte im nächsten Jahr“, teilt der Präsident der Stiftung Klaus Schlie mit. 

Die Streuobstwiese

Seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Stiftung Herzogtum auf der Streuobstwiese und am Obstbaumredder in Einhaus für die Bewahrung alter Obstsorten. Die Initiative geht auf Peter Schlottmann zurück, der Naturschutzbeauftragter der Stiftung und ein ausgewiesener Kenner der Obstbaukunde (Pomologie) war. Der pensionierte Schulrat hatte die beiden, jeweils einen Hektar großen Flächen der Stiftung in zwei Forschungsfelder verwandelt. Es handelt sich um Biotope, wie sie in der heutigen Landschaft kaum noch vorzufinden sind. Der Großteil der Gehölze auf der Streuobstwiese kommt vor allem aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordwestmecklenburg, Ost-, Mittel- und Süddeutschland sowie aus Polen, Österreich, Italien und Großbritannien.

Ziel ist es, mit dieser Ansammlung seltene Sippen zu erhalten. Dafür werden die Verwandtschaftsverhältnisse untersucht und – wann immer es nötig ist – Rücksprache mit renommierten Forschungszentren gehalten.

Peter Schlottmann kümmerte sich aber bis zur Niederlegung seiner Ämter 2021 nicht nur um den Erhalt der Sortenvielfalt. Darüber hinaus gab er sein Wissen regelmäßig in Seminaren weiter. Auf diese Weise wollte er die alten Sorten in den Hausgärten der Region etablieren. Für dieses große Engagement zeichnete die Stiftung Herzogtum Lauenburg den Obstbauexperten 2013 mit dem Blunck-Umweltpreis aus. Den Preis erhielt er für sein Lebenswerk.

Um die Sortenvielfalt auch in Zukunft zu garantieren, bedarf es neben ehrenamtlichem Engagement auch der finanziellen Unterstützung. Hier gibt es derzeit eine breite Basis. Als Geldgeber dabei sind neben der Stiftung Herzogtum Lauenburg der Freundeskreis Streuobstwiese, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Heimatbund und Geschichtsverein Ratzeburg, der Kleingärtnerverein Ratzeburg, der Bürgerverein Ratzeburg, die Stadt Ratzeburg, die Gemeinde Einhaus, der Kreis Herzogtum Lauenburg und die Kreissparkasse. Das Geld, das die Stiftung für die Obstsortenpflege zur Verfügung stellt, kommt aus dem Blunck-Fonds.

Broschüren zur Streuobstwiese Pomarium Raceburgense

Peter Schlottmann hat vier Broschüren über die Streuobstwiese verfasst. Wer sich eingehender und auf wissenschaftlicher Ebene mit den Obstbäumen befassen möchte, kann sich die folgenden Dateien herunterladen.

Broschüre 1

Pomarium Raceburgense, Projekt I

Zur Bedeutung, Entwicklung und Bewahrung der Streuobstwiese und des Obstbaumredders

Autor: Peter Schlottmann

Broschüre 1 – korrigierte und ergänzte Auflage Januar 2021

Broschüre 2

Zur Sektion Prunus

Ein Bericht über unsere Streuobstwiese „Pomarium Raceburgense“ und über die weitere Erforschung der Sippen der Schlehe, Kirschpflaume und Pflaume mit besonderer Berücksichtigung der Primitivpflaumen

Autor: Peter Schlottmann

Broschüre 2 – erg. und überarb. Auflage März 2013

Broschüre 3

Bestimmung wichtiger Sippen der Sektion Prunus mit besonderer Berücksichtigung der Primitivpflaumen des BG und einer Darlegung über die Gliederung der Bäume unserer Streuobstwiese

Autor: Peter Schlottmann

Broschüre 3 – Februar 2012

Broschüre 4

Zur Sektion Prunus der Gattung Prunus

Projekt 2 + 3 – präzisierter und korrigierter Bericht:

Über die Genbank „Pomarium Raceburgense“ mit sehr vielen Gehölzen der Sektion Prunus der Gattung Prunus, dabei mit besonderer Berücksichtigung  und auch mit zahlreichen Vergleichen der Sippen der Primitivpflaumen, einiger Landsorten und seltener Schlehen

Autor: Peter Schlottmann

(aufgrund der Größe der Dateien folgen mehrere Einzelteile)

Teil 1 – Oktober 2020

Teil 2 – Oktober 2020

Teil 3 – Oktober 2020

Teil 4a – Oktober 2020

Teil 4b1 – Oktober 2020

Teil 4b2 – Oktober 2020

Teil 4c – Oktober 2020

Teil 5 – Oktober 2020

Gelber Ratzeburger Kantapfel

Eine wunderbare neue Sorte der Streuobstwiese der Stiftung Herzogtum Lauenburg

Im Jahre 2006 wuchs im nördlichen Knick ein 27 cm großer Apfelsämling. Natürlich sind dessen Eltern unbekannt. Wahrscheinlich stammte dessen Eizelle von einem Apfel der Wiese, der halbfaul oder angenagt in den Knick geworfen war. Die Samenzelle dürfte eine Biene zur Bestäubung ergänzt haben. Leider wurde das Bäumchen bei der Durchforstung im Jahre 2013 auf einen 5 cm hohen Stock gesetzt. Der folgende Ausschlag ist inzwischen fast 4 m hoch, sehr dünnastig und hat in diesem Jahr erstmalig 20 Äpfel getragen. Leider wurde die Blüte nicht beobachtet.

Apfelzüchtung ist ein mühsames und langwieriges Geschäft einer 20-jährigen, altmodischen Kreuzung. Und da schickt uns der Zufall  diesen  bemerkenswerten Apfel! Kein anderer der 55 Sorten der Wiese vereint alle  seine Merkmale. Er leuchtet hellgelb in der Dezembersonne, ist  6-7 cm groß, ist sehr glatt-dünnschalig-mürbe ist und hat sehr kleine braune Punkte, die Kelchgrube ist 18 mm tief und von 8 bis 11 erhabenen “Hügeln”, den so genannten Kanten, umgeben. Die Äpfel sind ausgesprochen winterfest und schmecken mehrdimensional saftig-fest und mild-fruchtig, sind also zugleich ein guter Kinderapfel. Deutlich wird bei der Summe der Merkmale, dass es sich um eine neue Sorte, nämlich um eine wunderbare Zufalls-Mutante handelt, die den Namen “gelber Ratzeburger Kantapfel” bekommt.

Wuchs: zügig wuchsig,  straff nach oben, Rückschnitt also erforderlich, durch Schnitt eine Krone erzielbar, Unterlage Nieder- oder Halbstamm

Jahresverlauf: Pflückreife Anfang Oktober, Genussreife Ende Oktober bis Ende Januar, gute Sorte auch für Frischeverzehr

Größe: Länge 60, Breite 63, Dicke 68 mm, Br : Lg 105%, Di : Lg 113%, Di : Br 108%

Duft: Fruchtig, süßlich, vanillich

Kelchgrube: 18 mm tief, von 8 bis 11 erhabenen Hügeln umgeben, den so genannten Kanten

Stielgrube: 10 mm tief, Stiel dunkelbraun, kahl, fest, Länge 20 mm, Dicke kaum 3 mm

Schale: Glänzend weitflächig  glatt-gelb, sonnenseitig Hauch orange-rosa, wenige sehr kleine braune Punkte, dünn, mürbe

Fleisch: Hauch zimtig, gering gelblich, fest-feinporig, mehrdimensional fruchtig, Säure und Süße ausgewogen. Mit Schale sehr gut genießbar, auch Kinderapfel

Stein: Feucht braun-rötlich-violett, trocken braun, Länge 7, Dicke 2 , Breite 4 mm,

Dicke : Länge 29 %, Breite : Länge 57 %, Breite : Dicke 200 %

Spross :Sommertrieb im Januar kahl, außen auch Knospe, Ende spitz, Lg 8, Di 4 mm, rötlich-braun. Innere Blätter der Knospe an der Spitze dicht weißhaarig.