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Lauenburgische Akademie

Buchvorstellung mit bedrückender Aktualität zum Krieg in Nahost

Stiftungs-Präsident Klaus Schlie hat im Rahmen der Buchveröffentlichungen der „Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur“ am symbolträchtigen 9. November 2023 im Stadthauptmannshof in Mölln das neu erschienene Buch „Fünf Schicksalstage der Deutschen Geschichte – Deutschlands langer Weg zur Demokratie“ des Ratzeburger Historikers Hartwig Fischer vorgestellt.

Zahlreiche Gäste waren der Einladung zur Buchpräsentation gefolgt, so dass der Vortragsraum bis auf den letzten Platz gefüllt war. Schlie verwies in seinen einleitenden Worten auf die dramatischen Kriegsereignisse in Palästina, durch die das Buch eine beklemmende Aktualität erhalte.

Der Buchautor Fischer betonte in seinem Lichtbildervortrag, dass es im Verlauf der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ein ungewöhnlicher Zufall sei, dass sich wichtige Entscheidungen in den Jahren 1848, 1918, 1923, 1938 und 1989 jeweils an einem 9. November ereignet hätten – Ereignisse, die zu einer folgenreichen Zeitenwende führten. Anhand zahlreicher historischer Fotos erläuterte der Historiker, wie dramatisch sich an diesen konkreten Tagen die Schicksalsentscheidungen Deutschlands in eine bestimmte Richtung entwickelten.

In seinem Buch wird der Weg Deutschlands in den letzten 200 Jahren vom Wiener Kongress 1814/15 bis zum Fall der Berliner Mauer und zur Deutschen Einheit unter der Fragestellung beleuchtet, warum Deutschlands Weg zu einem Nationalstaat und zu einer pluralistischen Demokratie im Vergleich zu anderen Staaten wie Großbritannien, Frankreich oder den USA wesentlich länger gedauert hat.

Der Referent wies auf die revolutionären Ideen der Aufklärung hin, die in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 mit den Prinzipien der Volkssouveränität, der Geltung der Menschenrechte und der Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative eine weltweite Bedeutung erlangt hätten. Der Historiker erläuterte die Gründe für das blutige Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 und ist der Überzeugung, dass die deutsche Geschichte bei einem Gelingen des Einigungswerks vermutlich viel friedlicher verlaufen wäre. Der Autor schilderte das bürgerkriegsähnliche Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918, stellte die weitreichenden Folgen des Hitlerputsches von 1923 dar und erklärte die Hintergründe für die Reichspogromnacht 1938 mit dem tragischen Schicksal von tausenden jüdischen Familien. Zudem erklärte er, warum am 9. November 1989 dem SED-Politbüromitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz der schönste Fehler eines deutschen Politikers unterlaufen ist, der zum überraschenden Fall der Berliner Mauer und ein Jahr später zur Wiedervereinigung Deutschlands führte.

Der Historiker stellte konkrete Bezüge zur Landesgeschichte von Schleswig-Holstein und des Herzogtums Lauenburg her. So wurden die folgenreichen Rückwirkungen der Beratungen in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 für das Herzogtum Lauenburg wie die Tätigkeit des Abgeordneten Gabriel Riesser und die Verabschiedung von liberalen Staatsgrundgesetzen mit einem umfangreichen Grundrechtekatalog für die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg vor genau 175 Jahren aufgezeigt. Der Autor berichtete über das tragische Schicksal einzelner jüdischer Familien im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Zeit des Nationalsozialismus und schilderte die euphorische Grenzöffnung vor den Toren Ratzeburgs und Möllns am 12. November 1989 an der ehemaligen innerdeutschen Grenze an der B 208 nahe Mustin. Er ging auf die Frage ein, warum der 9. November ein ambivalenter Schicksalstag sei, der sich trotz aller Euphorie über den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 nicht als nationaler Feiertag eigne.

Im Rahmen der Buchpräsentation begrüßte Klaus Schlie die neue Vizepräsidentin der Stiftung Barbara Kliesch aus Seedorf. Barbara Kliesch war vom Stiftungsvorstand einstimmig gewählt worden und tritt die Nachfolge von Wolfgang Engelmann an, der aus Altersgründen von seinem Amt zurückgetreten war.

Buchdaten: Hartwig Fischer, „9. November 1848, 1918, 1923, 1938, 1989

Fünf Schicksalstage der deutschen Geschichte – Deutschlands langer Weg zur Demokratie“, Paperback,140 Seiten, ISBN 978-3-00-076698-5, Preis: 14,80 €

Das Buch kann bei der „Stiftung Herzogtum Lauenburg“ in Mölln und bei allen Buchhandlungen erworben werden.

Foto: Stiftungspräsident Klaus Schlie, Vizepräsidentin Barbara Kliesch und Buchautor Hartwig Fischer © Stiftung Herzogtum Lauenburg

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.